20110918

Es ist Sonntag, es regnet wieder. Mir ist kalt und es ist grau. Ich bin grau. Lebe vor mich hin, als ob nichts wär' und die Fragen durchbohren mich. Durchlöchert, das bin ich, von all den Fragen, die sie mir stellen. Wie bei einer Vase, einem Gefäß, das ein Loch in sich trägt, fällt der Inhalt aus mir heraus. Keine Gedärme, kein Herz, kein Blut, viel mehr die Seele und alles, was zu ihr gehört. Trauer, Freude, Wut. Kopf aufricht gerichtet, leerer Blick, ich kanns nicht ändern. Der Blick ist traurig, doch ich bin es nicht. Ich bin gar nichts. Sitze auf der Coach mit dem viel zu heißen Kaffee in der Hand. Doch ich spüre nichts. Sitze hier mit meinem Buch, den ganzen Tag. Streiche Textstellen an.

''Zerfall, Zerstörung, Tod - das sind höchst simple Vorgänge. Nur das Leben steht dem Einfacheng gegenüber, lehnt sich gegen die Naturgesetze auf. Tod und Verwesung vergessend, leben die Menschen. Und den einfachen und bequemen Naturgesetzen zum Trotz gestalten die Menschen ihre Beziehungen, die weitaus komplizierter sind als sämtliche von den Menschen erfundene Maschinen und Mechanismen. Was ist schon ein Verbrennungsmotor im Vergleich zum Feuer der menschlichen Leidenschaft? Welcher Fotoapperat vermöchte einen Sonnenaufgang stimmungsvoller einzufangen, als der Pinsel eines Malers oder die Worte eines Dichters? Ist die Explosion einer Atombombe wirklich verheerender als die Wut Dschingis Khans und der Wahnsinn Hitlers? Es gehört zum Menschen, sich der Zerstörung zu widersetzen. Der eigentliche Sinn der menschlichen Existenz besteht in diesem ewigen, wütenden Kampf, der nicht zu gewinnen ist - und dem du dich trotzdem stellen musst. ''

Ich markiere, streiche an, markiere, atme, blinzle, trinke, überlege, markiere, suche Antworten auf die Fragen, atme, trinke, finde Antworten und behalte sie für mich, blinzle, markiere, schlafe.